Du bist ein Gott, der mich sieht! (Genesis 16,13)

Kreuz

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“, sagte Hagar voller Erleichterung. Sie hatte sich mit ihrer Arbeitgeberin, ihrer Herrin, Sara verkracht und war allein in der Wüste gewesen. Neben der Kälte und dem Hunger hatte sie tiefe Verzweiflung in sich gespürt. Abraham, von dem sie ein Kind erwartete, hatte sie nicht geschützt. Sie war ganz allein gewesen und hatte nicht mehr ein noch aus gewusst. Sie war am Ende gewesen, bis Gottes Engel ihr einen Ausweg gezeigt hatte.

Nicht mehr weiterwissen, verzweifelt sein und keinen Ausweg mehr sehen – das kann in Notlagen jedem Menschen passieren. Wie gut, wenn wir dann eine Stimme hören, die sagt: „Du schaffst das!“ Eine Stimme, die hoffnungsvoll verkündet: „Es gibt eine Lösung!“. Das zu hören, ist im wahrsten Sinne des Wortes erlösend.

Auch Weihnachten verheißt uns wieder : Gott sieht uns! Er thront nicht auf den Wolken oder in fernen Galaxien. Gott will uns nahe sein. Er kommt zu uns in unsere Welt und unser Leben. Er will uns sehen. Ein altes Weihnachtslied sagt es so:

„Dies ist die Nacht, da mit erschienen des großen Gottes Freundlichkeit; das Kind dem alle Engel dienen, bringt Licht in meine Dunkelheit, und dieses Welt- und Himmelslicht weicht hunderttausend Sonnen nicht.“; so dichtete 1684 Kaspar Friedrich Nachtenhöfer. Nachtenhöfer war evangelischer Pfarrer und mehrfach am Rande der Verzweiflung: seine drei ersten Ehefrauen und etliche Kinder starben. Wie damals Hagar hat er aber gemerkt, er ist in seinem Elend nicht allein. Gott sieht ihn und bringt Licht in seine Dunkelheit.

Gottes Engel, Gottes Boten müssen keine weißen Flügel haben, manchmal sagen sie einfach: „Setz dich! Ich mach dir erst mal einen Tee!“; „Ich weiß, wer eine Wohnung frei hat.“ oder „Dann komm doch Weihnachten zu uns zum Essen, wir freuen uns!“ Botschaften und Geschenke, die Gottes Liebe auch in unserem Leben leuchten lassen.

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose 16,13) – das ist auch unsere neue Jahreslosung für das Neue Jahr 2023. Der Satz „Du siehst mich“ hängt seit drei Jahren, als er mit einer Weihnachtskarte ins Haus flatterte, an meiner Schrankwand.

Gott sieht mich – das gibt mir Zuversicht mein Leben zu leben, denn ich weiß, ich bin nicht allein, egal, was geschieht.

Gott sieht uns an, er nimmt uns wahr, er erkennt uns an.

Was für eine Einsicht.

Was für ein Geschenk.

Wer dieses Geschenk Gottes annimmt, kann sich auch im Neuen Jahr wunderbar geborgen fühlen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen fröhliche Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr

Ihre Monika Bogendörfer