Keine leichte Wahl

Kreuz

Johannes erzählt: „Als mein Bruder Jakobus und ich das erste Mal auf Jesus trafen, waren bereits Simon Petrus und Andreas bei ihm. Sie waren wie wir Fischer. Damals waren wir beide gemeinsam mit unserem Vater beim Fischen, als Jesus am Ufer auf uns zu kam und uns zurief: „Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Wir ließen sofort die Netze aus unseren Händen fallen und unseren Vater auf dem Boot zurück, um mit Jesus durch das Land zu ziehen.“

Es scheint in dieser Geschichte des Matthäusevangeliums, als hätten die Brüder, ohne nachzudenken die Entscheidung getroffen, ihren Vater allein zurückzulassen und Jesus nachzufolgen. Diese Wahl fiel ihnen scheinbar sehr leicht. Oder doch nicht?

Gerade in dieser Zeit sicherten die Kinder die Versorgung ihrer Eltern im Alter. Daher ist es sehr bemerkenswert, dass ihr Vater sie diesen Weg hat gehen lassen. Vielleicht wusste er, dass es die richtige Entscheidung für seine Kinder ist. Vielleicht ahnte er, dass auf seine Kinder ein besseres Leben wartet und dass Jesus etwas in der Welt verändern wird. Als Vater oder auch als Mutter seine Kinder ziehen zu lassen, ist nicht leicht, weder heute noch zur damaligen Zeit. Weder für die Eltern noch für die Kinder ist dies oft eine leichte Wahl, daher glaube ich auch nicht, dass es für Jakobus, Johannes und ihren Vater eine so leichte Wahl war, wie es uns in der Geschichte erzählt wird.

„Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.“

Nach dieser Aussage Jesu haben die Jünger ihre Wahl getroffen, ihm nachzufolgen. Diese Aufforderung haben aber nicht nur die Jünger Jesu erhalten, sie gilt auch für uns heute noch genauso wie damals. Auch wir haben die Wahl, uns für Jesus zu entscheiden.

Doch diese Aufforderung kann im ersten Moment auch ganz schön Druck oder Angst auslösen. Die Wahl anzunehmen, Jesus nachzufolgen, heißt in vielen Ländern der Welt selbst verfolgt und angefeindet zu werden. Leider passiert dies manchmal sogar in Deutschland. Und manchmal fühlt man sich gerade einfach nicht bereit, eine Wahl zu treffen.

Beruhigend finde ich, dass die Jünger in der Geschichte jederzeit die Wahl hatten, ihn zu verlassen und wieder eigene Wege zu gehen. Dafür hat sich Petrus, einer der engsten Freunde Jesu, dann entschieden, als Jesus ihn am meisten brauchte. Erst als Jesus bereits gestorben war, hat er sich erneut dafür entschieden, Jesu Weg weiterzugehen.

Wie die Jünger, so haben wir jeden Tag die Wahl, uns neu für Jesus zu entscheiden und zu ihm umzukehren. Dabei ist diese Wahl nicht immer und für jeden so leicht, wie es bei den Jüngern in der Geschichte scheint. Doch Jesus streckt uns seine Arme, wie im Gleichnis des barmherzigen Vaters, entgegen und freut sich, wenn wir zu ihm kommen.

Dabei ist es ihm nicht wichtig, was in der Zeit dazwischen alles passiert ist, so wie bei Petrus. Er freut sich und ist dankbar, wenn wir zu ihm finden.

Ihre Marina Hieronymus