Immer wieder Reformation

Luther

„Ecclesia semper reformanda.“ – so lautet die Urformel der Reformation. „Die Kirche muss immer wieder reformiert werden.“ Aber was bedeutet das?

Geht es um den Protest gegen herkömmliche Strukturen, althergebrachte Frömmigkeit, eingefahrene Denkgewohnheiten?

Geht es um Veränderungen auf Gemeindeebene? Neue Gottesdienstformen, innovative Konfi-Konzepte, Kindergottesdienst am Samstag oder Band statt Orgel im Gottesdienst? Oder geht es um die Vielzahl der kirchlichen Reformprogramme, die es in den vergangenen Jahrzehnten gab und nun auch wieder ins Haus stehen?

Im Frühjahr hat unsere Landessynode den Prozess „Profil und Konzentration“ (kurz: PUK) beschlossen. Dabei geht es darum, Kirche zu sein unter veränderten Bedingungen. Wie können wir gewährleisten, dass das Evangelium verkündigt wird trotz Pfarrermangel, schwindender Mitgliederzahlen und Traditionsabbruch.

Welche Strukturen sind zu überdenken? Was müssen wir aufgeben und worin mehr Energie investieren?

„Ecclesia semper reformanda.“

Das ist lateinisch und klingt deshalb so als sei es direkt aus Luthers Mund entsprungen. Allerdings kam die Vorstellung der immer wieder reformbedürftigen Kirche wohl erst im 17. Jahrhundert in der calvinistischen Kirche auf. Der Satz selber ist sogar aus dem 20. Jahrhundert und stammt vom Theologen Karl Barth. In einem Vortrag sagte er: Die freie Gnade Gottes, also die durch Predigt und Sakrament ausgerichtete Botschaft, „bringt immer wieder frische Luft in die Kirche“. „Weil sie Gnade ist, wird sie der Kirche auch neue Wege zeigen und eröffnen.“

Das gefällt mir. Nicht wir reformieren in erster Linie, sondern Gott selbst reformiert. Sein Heiliger Geist macht lebendig, weckt Glauben, erneuert erstarrte Strukturen. Wir haben Anteil daran, wenn auch wir uns von Gott immer wieder reformieren lassen.

„Ecclesia semper reformanda“.

Bin ich offen für Erneuerung? Bin ich bereit zur Korrektur? Traue ich mich, aus der Liebe und Gnade Gottes zu leben? Kann ich vertrauen oder will ich alles selber machen?

Lassen wir uns hinterfragen und herausfordern! Und vor allem damit rechnen, dass die Reformation Gottes weiter geht. Immer wieder.

Herzliche Grüße, Ihre Pfarrerin Kerstin Baderschneider