„Wie soll es weitergehen?“

Luther

„Wie soll es bloß weiter gehen? Wie soll ich das allein schaffen ohne meine Frau?“ Diese verzweifelte Frage habe ich schon oft gehört nach dem Tod des Ehepartners. Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, aber dass es anders sein wird als vorher, das ist klar, aber dass es weiter geht auch. Denn auch wenn sich etwas gravierend und einschneidend ändert, geht es weiter, nur eben anders als vorher.

Manchmal werden einem die einschneidenden Veränderungen aufgezwungen durch eine Krankheit oder einen Todesfall. In anderen Situationen suchen wir selbst nach Veränderung und sagen: „So kann es nicht weiter gehen, in diesem Beruf kann ich nicht mehr länger arbeiten, der Stress macht mich kaputt.“ oder „So kann es nicht mehr weiter gehen, unsere Ehe ist am Ende.“ Veränderungen bleiben im Leben nicht aus und oft verändern sich Dinge auch zum Guten. Trotzdem sind Veränderungen mühsam.

Sich erst einmal an eine neue Situation, einen neuen Arbeitsplatz, einen neuen Wohnort oder eine familiäre Veränderung zu gewöhnen, ist nicht leicht. Da ist es gut, wenn man etwas hat, auf das man sich verlassen kann. Es braucht Personen und Dinge, die sich nicht ändern. Gute Freunde oder gewohnte Rituale wie die Sportschau am Samstagabend oder der Gottesdienst am Sonntagmorgen tun da gut. Alles darf sich nämlich nicht verändern, sonst kommen wir nicht mehr mit.

Vor 500 Jahren, in der Reformationszeit hat sich aber gerade in der Kirche und im Gottesdienst besonders viel verändert. Das hat viele Leute irritiert und zu Streit und Unsicherheit geführt: Sollen die Psalmen und Lieder jetzt auf deutsch gesungen werden? Sollen wir die Heiligenfiguren aus unserer Kirche werfen? Sind Bilder in Kirchen noch zulässig oder lenken die nur von Gottes Wort ab? I st das Abendmahl eine heilige Sache oder nur ein Erinnerungsmahl?

Solche Fragen wurden damals heiß diskutiert. Auch unter den verschiedenen Kirchen der Reformation. Wie viel Veränderung brauchen wir wirklich? Wie soll es weitergehen? Diese Fragen treiben uns als Kirchengemeinde auch heute um. Wo müssen wir offener auf Menschen zugehen? Wo wollen wir am Alten festhalten? Wo Neues wagen?

„Ecclesia semper reformanda“ haben die alten Theologen gesagt und damit gemeint, dass Kirche sich immer wieder verändern muss, um nicht in alten Strukturen zu erstarren und die frohe Botschaft unter die Menschen zu bringen.

Veränderungen bleiben nicht aus – auch in der Kirche nicht. Aber wie auch immer es weitergeht im eigenen Leben, in der Familie oder in der Kirche: Gott will uns begleiten – und das ändert sich gottseidank niemals.

Einen schönen Sommer, in dem Sie Gottes Begleitung spüren können, wünscht Ihnen

Ihre Pfarrerin Monika Bogendörfer