Einfach nur Menschsein

Lutherportrait in der Kilianskirche

„Mensch Luther“ haben wir unseren Gemeindebrief genannt und wollen diesmal der Frage nachgehen, was Martin Luther wohl für ein Mensch war. Was einem bei Luther da sofort einfällt, ist seine Frömmigkeit, seine Intelligenz und seine Beharrlichkeit, mit der er sein Anliegen gegen die damals fast allmächtige katholische Kirche verteidigt hat. Die frohe Botschaft des Evangeliums sollte wieder bei den Leuten ankommen: Gott rettet die Menschen, die an ihn glauben aufgrund seiner unvorstellbar großen Gnade und Barmherzigkeit.

Niemand landet im Fegefeuer, nur weil er sich keinen Ablass, also den Schuldenerlass, kauft.

Für seine Überzeugung, für seinen Glauben stand Luther ein, selbst als es ihn in Lebensgefahr brachte. Auf der anderen Seite wissen wir aber aus Luthers Aufzeichnungen und Briefen, dass er oft von Zweifeln gequält wurde und mit Depressionen zu kämpfen hatte. Er war kein Supermann. Er hatte wie wir alle auch seine schwachen Seiten. Unsere schwachen Seiten, unsere Fehler gehören zum Menschsein dazu. Keiner ist immer nur großartig und perfekt, keiner immer toll, keiner kann alles. Und gerade, dass wir eben nicht alles können, dass wir keine Computer und Supermänner sind, das macht uns doch erst menschlich und liebenswert.

„Er äußert sich all seiner G´walt, wird niedrig und gering und nimmt an sich ein Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding, der Schöpfer aller Ding“, so besingt ein altes Weihnachtslied, dass Gott als Mensch zu uns kommt. An Weihnachten kommt Gott zu uns in der Gestalt eines kleinen, schwachen und hilflosen Kindes. Und gerade dadurch kommt er uns nahe. Weil Gott sich klein und verletzlich macht, gerade dadurch können wir ihn lieben. Einen fernen Weltenlenker, einen Gott, der weit weg von uns über den Wolken thront, so einen Gott kann man vielleicht verehren, aber nicht lieben, denn solch ein Gott ist uns nicht wirklich nahe. Das Kind in der Krippe, das kommt zu uns. Dem fühlen wir uns verbunden.

Dieser kleine Mensch in der Krippe, der zeigt uns, wir dürfen schwach, klein und verletzlich sein. Wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen unsere schwachen Seiten nicht verstecken. Wir dürfen einfach Menschsein.

Gott ist uns gerade dann nahe. Weihnachten heißt für mich, ich lobe meinen Gott, der heruntergekommen ist bis in meine Tiefe.

Ihre Pfarrerin Monika Bogendörfer