Raus aus dem Alltag

Segelboot

Irgendwann war es genug. Immer für andere da sein, immer funktionieren, schlechte Nachrichten verkraften, Entscheidungen treffen. Es war genug.

Er spürte, dass er eine Auszeit brauchte. Eine Auszeit vom Alltag. Gedanken sortieren. Kopf frei bekommen. Kraft tanken. Wer auf Dauer am Limit lebt, brennt aus.

Und so nahm er ein Boot und fuhr weg. In eine einsame Gegend.

Allein.

Er brauchte weder Zerstreuung noch Action. Er brauchte keine anderen Leute um sich herum. Nur Ruhe.

Zeit für sich und Zeit für Gott.

Jesus macht Urlaub. Für wie lange, steht nicht in der Bibel, und auch das Wort Urlaub wird nicht erwähnt. Aber fest steht: Jesus nimmt sich eine Auszeit. Das schreibt der Evangelist Matthäus (Mt 1 4,1 3).

Er nahm ein Boot und fuhr weg. In eine einsame Gegend. Allein.

Ein einziger Vers. Eigentlich nur ein halber. Aber ich bleibe an ihm hängen. Mitten im Wortgetümmel des Evangeliums, zwischen all den Geschichten von dem, was Jesus sagt und tut und was die Leute von ihm halten und von ihm erhoffen, steht dieser Vers. Jesus nimmt eine Auszeit. Er fährt weg. Er sucht Abstand und die Einsamkeit. Er erlaubt sich, frei zu machen. Sich frei zu machen von den Ansprüchen und Erwartungen, sich frei zu machen von dem, was tagtäglich auf ihn einstürmt und ihn fordert. Er fährt weg. Ortswechsel helfen dabei, Abstand zu gewinnen.

Er nahm ein Boot und fuhr weg. In eine einsame Gegend. Allein.

Was tun Sie, um Abstand zu bekommen? In ferne Länder reisen oder einen Ausflug machen? Spazieren gehen oder im Garten liegen? Eine Runde Joggen oder Meditieren? Fiebern Sie schon monatelang auf den heißersehnten Jahresurlaub hin oder gönnen Sie sich immer wieder kleine Auszeiten?

Von Jesus lernen wir: Auch Urlaub machen hat seine Zeit. Wir brauchen Zeiten zum Durchschnaufen, zum Nichtstun und Genießen, zum Kopf frei kriegen und Kraft tanken. Oder wie Astrid Lindgren schrieb: "Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen."

Wie und wo Sie auch Urlaub machen: Ich wünsche Ihnen, dass Sie finden, was Sie für Ihren Leib und Ihre Seele brauchen.

Ihre Pfarrerin Kerstin Baderschneider