Ei-nfach überraschend

Überraschungseier

„Ei-nfach überraschend“ so ein Hühnerei. Es gibt sie an Ostern in den verschiedensten Farben.

Äußerlich ganz einfach. Ein unspektakuläres, meist weißes oder braunes Oval, das man auch mit einem leblosen Stein verwechseln kann. Und innerlich genauso einfach strukturiert: Da gibt es das Eiweiß und das Eigelb, die man gut voneinander trennen kann. Ganz einfach.

Aber auch überraschend so ein einfaches Hühnerei. Wenn es befruchtet ist, entsteht aus diesem Wenigen und Einfachen auf wundersame Art und Weise neues Leben. Damit ein kleines Küken das Licht der Welt erblickt, braucht es überraschenderweise neben der Brutwärme nicht mehr als das Gelbe und Weiße innerhalb des Eis. Dabei ist es gar nicht so einfach zu erklären, wie es genau geht, dass aus so einem „steinigen“, scheinbar totem Oval Leben entstehen kann, und es ist immer wieder überraschend, wenn es dann funktioniert. Überraschend, dass so etwas Einfaches zugleich so kompliziert sein kann.

Diese Ei-nfache Überraschung, dass aus dem Tod neues Leben entstehen kann, hat Maria von Magdala am Ostermorgen ganz unverhofft erfahren. Im 20. Kapitel des Johannesevangeliums wird erzählt, wie sie weinend am dritten Tag nach Jesu Tod zum Grab geht. Und dann gehen die Überraschungen los:

Beunruhigend überraschend, dass da im Grab Jesu sein Leichnam fehlt und stattdessen zwei Männer sitzen.

Unangenehm überraschend, dass diese Männer sie, die Maria, auch noch ansprechen und fragen, warum sie denn weint.

Hilfreich überraschend, dass plötzlich auch noch der Gärtner vor ihr steht, den sie dann aber wenigstens nach dem Verbleib des toten Jesus fragen kann.

Unglaublich überraschend, dass sie vom Gärtner auf die Art und Weise angesprochen wird, wie nur Jesus es getan hat: „Maria!“

Ungläubig überraschend, dass der Gärtner in Wirklichkeit Jesus ist – ihr „Meister“, der lebendig vor ihr steht.

Unverständlich überraschend, dass sie ihn nicht umarmen und anfassen darf.

Unfassbar überraschend, dass gerade sie, eine Frau ohne Stimmrecht und gesellschaftlichen Stand, dieses Unglaubliche jetzt weiter erzählen soll.

Ei-nfach überraschend – dieser Morgen für Maria.

Einfach, weil der Sohn Gottes mächtiger ist als der Tod und diesen überwunden hat.

Überraschend, weil niemand damit gerechnet hat, dass nach dem Tod dieses Jesus noch etwas kommen könnte. Tot ist tot! Ende! Schluss!

Ei-nfach überraschend, dass das, was nach Außen tot aussieht, Leben in sich birgt – wie beim Ei.

Jesus macht es vor: Der Tod und die Trauer haben scheinbar gewonnen, neues Leben ist nicht in Aussicht, doch der Tod gilt für Gott nicht mehr!

An Ostern ist Jesus auferstanden und ruft Maria zurück ins Leben. Er ruft sie bei ihrem Namen und sie erkennt: Jesus lebt!

Genauso ruft Gott auch uns bei unserem Namen zurück ins Leben. Jedes Jahr an Ostern feiern wir den Neubeginn des Lebens mitten im Tod und in der Trauer unseres Lebens. Und: Wir feiern den Sieg über den Tod ganz am Ende unseres Lebens. Was an Karfreitag tot aussah, aus dem entsteht an Ostern neues und sogar ewiges Leben – so überraschend wie beim Ei.

Für den lebendigen Gott einfach – für uns Menschen überraschend.

Eine Ei-nfach überraschende und gesegnete Osterzeit wünscht Ihnen,

Ihr Vikar Johannes Sichert