Stress lass nach

Wie reagieren Sie in folgender Situation: Es ist Samstag früh. Wie jeden Samstag gibt es eigentlich viel zu tun, aber Sie haben sich ausnahmsweise einmal vorgenommen, länger im Bett liegen zu bleiben. Jetzt sind Sie gerade aufgestanden und wollen nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück die Aufgaben des Tages in Ruhe angehen. Da klingelt das Telefon.

„Einen wunderschönen guten Morgen“, tönt es Ihnen aus dem Telefonhörer entgegen. Sie erkennen die Stimme eines sehr guten Bekannten: „Sag mal, ich hab meine ganze Familie im Auto und wir kommen gleich zufällig bei Euch vorbei und da haben wir gedacht: Wir besuchen Euch spontan!“

Wie reagieren Sie? Freuen Sie sich über den Besuch und setzen in aller Ruhe schon mal Kaffee auf?

Oder: Freuen Sie sich über den Besuch und verfallen in Stress, denn in der wenigen Zeit, die bis zum Eintreffen des Besuchs bleibt, muss plötzlich noch viel vorbereitet werden: Erstmal anziehen und sich gesellschaftsfähig machen, dann Kaffee kochen, den Tisch ausziehen, eine schöne Tischdecke auflegen und dann noch den Tisch decken – und vielleicht reicht ja die Zeit noch um einen schnellen Kuchen zusammenzurühren?!

STRESS.

Martha hat auch Stress. In der Geschichte im Lukasevangelium im 10. Kapitel kommt Jesus zu Besuch. Maria und Martha nehmen Jesus in ihrem Haus auf und kümmern sich um sein Wohl. Martha umsorgt ihren Gast und da gibt es viel zu tun, um es dem wichtigen Gast recht zu machen. Und das wird ganz schön stressig für Martha.

Ihre Schwester Maria hingegen macht sich gar keinen Stress, sondern setzt sich zu Jesus und hört einfach seinen Worten zu. Jesus sieht die viele Arbeit, die sich Martha macht und das sagt er ihr auch. Und er versucht dabei, ihr den Stress zu nehmen.

Zwischen den Zeilen lese ich in Jesu Worten folgende Botschaft an Martha: „Meine liebe, fleißige Martha: Mach Dir doch bitte keinen solchen Stress! Die Arbeit, die Du tust, ist wichtig, aber gerade wäre es das Richtige, dass Du Dich hinsetzt und mir zuhörst.“

Für Jesus hat in dieser Situation das Hören Bedeutung. Und das tut Maria. Jesu Worten zuhören hat für Maria gerade die höchste Dringlichkeit. Zur Ruhe kommen und auf Gottes Wort hören, das ist momentan für sie wichtig.

Vielleicht zeigt uns Jesus mit seiner Aussage damit einen Weg, wie es richtig geht, mit dem Stress umzugehen. Wenn Stress aufkommt, dann braucht es vielleicht erst einmal einen Moment des Hörens: Des Hörens auf sich selbst und auf das, was gerade wirklich wichtig ist. Und nach dem Hören gehört dann aber auch ganz natürlich das Handeln dazu.

Der spontane Besuch des sehr guten Bekannten braucht zum Gelingen vielleicht gar keinen Kuchen und ein reichhaltiges Frühstücksangebot. Wahrscheinlich sogar ist ein gutes Gespräch in entstresster Atmosphäre, das, was das Treffen nachhaltiger bereichert und wichtig ist, um den Morgen und den restlichen Tag gelingen zu lassen.

Die richtigen Entscheidungen für eine stressfreie Zeit wünscht Ihnen

Ihr Vikar Johannes Sichert